Aktionskunst: Deutsch-Deutsches Sofa
Alexanderplatz
Berlin
13. Juli 2000
Klappe - die vierte. Diese Sofaeinstellung, die bei der Berlinfahrt mit dem NDR-Team entsteht,
ist die am Alexanderplatz. Um einen Bezug zum nächsten Drehort zu schaffen, geht es durch
die mondäne Friedrichstraße, vorbei am Checkpoint Charlie, zum Alexanderplatz im
Osten der Stadt. Wieder muß die Sackkarre helfen, der Weg vom Parkplatz ist länger
als wir annehmen. So schiebt Wolfgang das Sofa vor den großen Brunnen, wo sich besonders
gerne die Punker, Penner und mitunter auch vereinzelte Skins treffen. Ich sage zum Kameramann,
daß das Sofa diese Stimmung voller Multikulti und Farbigkeit besonders mag,
denn irgendwie sei es ja selber auch ein Stück Graffiti. Als aber zwei Männer auf
uns zugehen und unbedingt ein Stückchen von der DDR-Fahne wollen, verlegen
wir den Aktionspunkt vor die Weltuhr.
Vor die Weltuhr, so finden wir, paßt das Sofa prima, denn es ist ja auch eine Art von
Zeitmaschine zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, und in der Gesamtweltzeit hat es
auch seinen Platz.
Leute gehen vorbei, manche schauen. Da kommt ein kleiner Junge herbeigerannt, glättet
die beiden windzerzausten Fahnen und setzt sich auf das Sofa, genau in die Mitte, wo beide
Fahnen einander berühren. Ich denke sofort, Kinder kennen keine Ideologien und Grenzen,
sie spielen spontan und emotional. Nach einer Weile entdeckt der kleine Junge uns mit dem
Kamerateam, schaut uns verdutzt an, springt vom Sofa und läuft dann seiner Mutter in
Richtung Bahnhof nach.