Aktionskunst: Deutsch-Deutsches Sofa


Baustelle am Reichstag, Berlin, 13. Mai 1997

Baustelle am Reichstag
Berlin
13. Mai 1997

Im Mai und Juni 1995 arbeiteten die Stars der Weltkunstszene, die Verpackungskünstler Christo und Jeanne Claude mit ihren Helfern am Reichstag. Heute haben die Stars gewechselt, im Blickpunkt stehen die vielen Bauarbeiter aus Europa, die an dem zukünftigen gesamtdeutschen Parlamentsgebäude herumschuften.
Und an den Bauzäunen hängen ihre Plakate mit Inhalten zur Arbeitslosenfrage, gerechten Verteilung von Arbeitskräften und Ausländerimporten aus Billiglohnländern. Des weiteren verkünden andere Schilder, hier komme bald das große Heer der Staatsdiener aus Bonn und sogar der schwarze Bundesadler ist auf einer der Tafeln zu bewundern. Rund um den Reichstag, inmitten von auffahrenden Baustellenfahrzeugen, Kränen, Betonmischern und gestapelten Containerhäusern, wuseln die Touristen. Zwei Amerikaner und ein Japaner erfassen die Szene und fotografieren das Sofa. Ich schaue ihnen zu. Das Licht ist gut für die Fotografen. Die Flaggen leuchten - ein deutsch- deutsches Foto.


Info:
Das repräsentative Gebäude für das Parlament des Deutschen Kaiserreiches entstand 1884-94 vor den Toren der historischen Stadt. Die Inschrift „Dem Deutschen Volke” nach dem Entwurf von Peter Behrens wurde gegen den Widerstand Wilhems II. erst im Kriegsjahr 1915 angebracht. Beim Brand des Reichstags 1933 wurde der Plenarsaal vollständig vernichtet, die Kuppelreste erst 1954 gesprengt. Das Gebäude wurde ab 1961 von Paul Baumgarten als Berliner Dependance des Bundestages sowie als Tagungs- und Ausstellungsort hergerichtet.