Aktionskunst: Deutsch-Deutsches Sofa
Verlassenes Fabrikgelände
bei Aken, Sachsen-Anhalt
12. Mai 1997
Schon von weitem sehen wir dieses dunkelrote Backsteingebäude, als wir vormittags vom
Campingplatz Akazienteich zurück nach Aken fahren. Einige Male drücken wir uns
mit dem Bus in den Straßengraben, um das verfallene Industriegebäude in Ruhe
anschauen zu können, bis Wolfgang einen Durchschlupf in der Umzäunung erblickt.
Er fackelt nicht lange. Gut, es kostet ein paar Minuten an Schweiß, doch dann steht
das Sofa auf dem verlassenen Fabrikgelände. Man ist erstaunt, daß ein Gebäude
solch einen Reiz ausstrahlen kann. Geschichten liegen in der Luft.
Und dann dieser morbide Charme, zerborstene Fenster, luftige Fensterhöhlen,
bröckelnder Ziegelstein, auf einem Sims das zarte Grün einer Birke und der Hof
voller Schutt. Wir können uns kaum losreißen von dieser Stimmung, und schon blickt
ein Autofahrer von der Straße durch das Fabriktor zu uns in den Hof. Es ist wie in einem
Stummfilm, in dem man langsam beginnt, die Handlung zu begreifen.