Aktionskunst: Deutsch-Deutsches Sofa
Kyffhäuserdenkmal
Thüringen
18. September 1992
Wolfgang spricht mit dem zuständigen Projektleiter und bekommt die Erlaubnis, mit dem
Auto aufs Gelände des Kyffhäuser-Denkmals zu fahren. Wir packen das Sofa aus,
tragen es den Absatz und noch einige Stufen hinauf, dann fotografiert Wolfgang.
Es sind an diesem Morgen noch nicht so viele Leute unterwegs, ein paar schauen, andere
schauen weg. Einer sagt etwas von scheußlichen Flaggen. Ich frage ihn,
ob Flaggen für ihn insgesamt scheußlich seien. Nein, nur die linke, es ist die
der DDR, meint er. Ich sage: Das sei von Zeit zu Zeit wohl verschieden...
Nun, ich weiß nicht, brummt er und läuft weiter. Nachdem das Sofa
wieder eingepackt ist, steigen wir hoch bis zur Turmplattform, bis die Puste ausgeht.
Man könne, sagt uns oben ein Mann, bei guter Sicht bis zum Brocken schauen. Ob auch
er schaut, der Kaiser Friedrich Barbarossa? Der hier doch alle hundert Jahre erscheint und
nachschaut, ob Deutschland ein einig Vaterland ist?!?
Info:
Nach der Reichsgründung 1871 wurde von 1890-96 auf den Ruinen der alten Reichsburg
Kyffhausen auf dem Kyffhäuserburgberg (457 m) oberhalb der 972 erstmalig erwähnten
Kaiserpfalz Tilleda, deren Schutz die Burg Kyffhausen einst gedient hatte, das 81 m hohe
Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal errichtet. Der Entwurf dazu stammt von dem Architekten Bruno
Schmitz, der auch das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig entwarf.