Aktionskunst: Deutsch-Deutsches Sofa
Pferdewagen
bei Rottleben, Thüringen
17. September 1992
Als Wolfgang den Pferdewagen die romantische Baumallee entlang fahren sieht, holt er schnell
die Kamera hervor. Er ruft dem Kutscher zu, er möge halten, er wolle ihn etwas fragen.
Der junge Mann ist nicht schüchtern und sprudelt gleich los: seinem Vater gehören
die Pferde. Er sei jetzt froh, wenn er noch Fotos davon bekäme, weil der Vater die Pferde
bald verkaufen müsse. Pferdewirtschaft würde sich hier nicht mehr rentieren. Über
ein Bild würde sich der Vater freuen, wo doch bald alles vorbei sei. Hier im Dorf, ins
Schloß vom Grafen, da zögen bald die Asylanten ein. So sei das jetzt. Übrigens,
er sei schon samt Pferdegespann bei der ZDF-Sorgenkind-Aktion mit dabeigewesen, die Pferde seien
kameragewohnt.
Wir fragen nach Bad Frankenhausen, das hier in der Nähe liegen soll. Ja, das Elefantenklo - das
sogenannte. Der Maler Tübke, der habe alles aufgezeichnet und die anderen hätten alles
ausgemalt. Und auf einmal, da sei er umgefallen und dann hätten sie ihn rausgetragen, den alten
Schwindler. Dem Kind, das in der Kutsche still alles verfolgte, schenke ich zum Abschied ein paar
goldeingewickelte Bonbons und winke dem langsam davon zuckelnden Pferdewagen nach.