Aktionskunst: Deutsch-Deutsches Sofa


Heiligendamm an der Ostsee, Mecklenburg, 28. Februar 1992

Heiligendamm an der Ostsee
Mecklenburg
28. Februar 1992

Bevor wir das Sofa aufstellen können, müssen erst einmal die Männer vom ZDF ans Werk. Sie schleppen ihre Kabelbäume durch den Park, diskutieren und gestikulieren. Ein Tieflader, vollgepackt mit Volkswagen und eine Menge teurer Limousinen stehen überall. Wir fragen einen der Männer, ob es einen neuen „Tatort” gäbe. Natürlich kann und will er nichts verraten, es sei eben so ein allgemeiner Film. Wir vermuten dahinter irgendeinen Schieber-Film, wegen all der Autos, einen über Besserwessis und Ossis.
Schließlich ist Drehpause, die Limousinen bewegen sich aus dem Park und jetzt sind wir mit unserem Sofa dran, das wir vor das alte FDGB-Heim Friedrich-Engels drapieren. Ob das zum Film gehöre, fragen zwei ältere Damen, und welchen Film wir hier drehten? Wir klären sie über unser Vorhaben auf und da sind sie fast enttäuscht. „Um Gottes Willen, bloß nicht auf diese Flagge”, entrüstet sich die eine, als wir sie einladen, auf dem Sofa Platz zu nehmen, einfach so zur Erinnerung. „Um Gottes Willen”, sagen sie, schütteln die Köpfe und laufen zum Friedrich-Engels-Heim, um von Mitarbeitern des Drehteams in ihrer Neugier befriedigt zu werden.