Hoyerswerda
Sachsen
25. Februar 1992
Wir haben diese Einstellung bewußt gewählt. Ein Ortsschild einer ostdeutschen Industriestadt, von der kaum einer bei uns etwas wußte, bis das mit den Ausschreitungen gegen Asylbewerber passierte, das erste Pogrom seit der Nazizeit. Und dahinter die anonymen Betonburgen des sozialistischen Einheitsbau. Nachher fahren wir zum ersten Mal ein wenig durch die Stadt. Da wird uns manches bewußt: eine Bergbauregion, Malochermilieu, Überlebenskampf im wahrsten Sinne des Wortes. Drohende Arbeitslosigkeit, vielleicht schon arbeitslos. Tristes Leben, eingebunkert in die Isolation der grauen Siedlungen. Ganz in der Nähe die polnische Grenze, alter Haß und Gram. Und dann kommen noch die Asylbewerber. Angst und Haß finden ein Ziel, die explosive Stimmung hat ein Streichholz gefunden.